Auf dem 26. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks / Deutsche Hypertonie Gesellschaft e.V. moderierte Professor Jürgen Scholze, Berlin, am 14.11.02 eine PRO und CONTRA Podiumsdiskussion zum Thema Haben Kalziumantagonisten noch einen sicheren Stellenwert in der antihypertensiven Therapie?
Professor Peter Trenkwalder, Starnberg, vertrat die PRO-Position und Professor Wolfgang Motz, Karlsburg, argumentierte KONTRA. Professor Scholze fasste das Ergebnis anschliessend so zusammen:
Meiner Meinung nach ist bei der Diskussion herausgekommen, dass die Kalziumantagonisten als Substanzklasse in der Hochdrucktherapie weiter gebraucht werden – vorzugsweise zur Blutdrucksenkung. Eine effektive Blutdrucksenkung ist ohne Kalziumantagonisten schwer denkbar. Und darüber hinaus werden sie in der Monotherapie für bestimmte Patientengruppen benötigt: beispielsweise bei Patienten, die neben dem Hochdruck gleichzeitig eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung haben, oder auch bei älteren Patienten.
Und Kalziumantagonisten sind unverzichtbar in der Kombinationstherapie. Dort sind sie einer der wichtigsten Partner bei der Behandlung von Patienten mit metabolischen Problemen, angefangen bei der Adipositas bis hin zum Diabetes mellitus.
Bei der Problematik Hochdruck und Herzerkrankung ist die Datenlage derzeit so, dass man eher vorsichtig sein sollte in der Anwendung von Kalziumantagonisten bei akuten Komplikationen der koronaren Herzerkrankung (KHK) und auch bei der Herzinsuffizienz.
Zur Klärung der Frage, in wie weit man – insbesondere mit lang wirksamen Kalziumantagonisten – eine chronische Therapie weiterführen kann, brauchen wir noch weitere Studiendaten. Insgesamt aber hat die Diskussion gezeigt, dass der Einsatz von Kalziumantagonisten als antihypertensive Monotherapie bei Vorliegen von Nierenerkrankungen oder Diabetes kritisch gesehen werden muss. Aber ganz allgemein sind sie unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Hochdrucktherapie.
Bei Kalziumantagonisten – das ist eindeutig zu betonen – muss immer zwischen den kurz und den lang wirksamen Dihydropyridinen (DHP) differenziert werden. Die lang wirksamen DHP haben hier absolute Priorität. Für bestimmte Aufgaben stehen noch die Non-DHP, also das Verapamil, zur Verfügung. Sie entfalten – speziell bei bestimmten Nierenerkrankungen – in Kombination mit beispielsweise ACE-Hemmern ganz hervorragende Eigenschaften. Für eine Sympathikushemmung sind sie in dieser Substanzklasse am besten geeignet.
[@uelle Journal Med]