Ihren Teddybär fest umschlungen lächelt die zweijährige Samantha quicklebendig in die Kamera. Das Mädchen leidet indes an einer seltenen Krankheit, die bislang nicht heilbar ist: Lungenhochdruck.
Vor einem guten Jahr lag Samantha noch auf der Intensivstation der Kinderklinik, schwebte in Lebensgefahr. Im Frühjahr beginnt eine Studie der Gießener Kinderkardiologie der Uniklinik, die sich dem Ziel widmet, Patienten mit Lungenhochdruck individuell zu Bewegung anzuleiten. So soll eine neue Behandlungsmethode begründet und die Verabreichung von Medikamenten reduziert werden. Spendengelder der Stiftung »Kinderherz« machen die Studie möglich.
Wichtigstes Instrument der voraussichtlich im April beginnenden Studie unter Leitung von Dr. Christian Apitz ist ein sogenannter Spiroergometer: Auf einem Laufband werden sich die Patienten eine halbe Stunde lang bewegen. Mithilfe einer Maske wird es dabei unter anderem möglich sein, die ein- und ausgeatmete Luft zu analysieren. »Wir wollen in der Untersuchung die jeweilige Leistungsschwelle der Patienten feststellen«, erklärte der Kinderkardiologe am Mittwoch. »Danach können wir dann ein Trainingsprogramm individuell ausrichten.«
Die Untersuchung wird nach Apitz die erste größere Studie mit Kindern sein, die unter Lungenhochdruck leiden. Er behandle in der Kinderkardiologie derzeit 50 Kinder und Jugendliche mit der Krankheit.
Lungenhochdruck führt bei geringsten Anstrengungen zu Atemnot. Medikamente helfen zwar, den Druck in der Lunge zu senken und die Sauerstoffversorgung zu verbessern. Vollständig heilbar ist die chronische Krankheit jedoch bislang nicht. »Erste Versuche, Lungenhochdruck mit Bewegungstraining zu behandeln, zeigen beeindruckende Erfolge«, berichtete der Oberarzt. »Die Effekte sind nach ersten Erkenntnissen vergleichbar mit der Behandlung durch Medikamente, aber eben ohne Nebenwirkungen.«
Die auf zwei Jahre angelegte Studie finanziert sich allein aus Spendengeldern der Stiftung »Kinderherz«. Von den Kosten in Höhe von 186 000 Euro stünden derzeit 120 000 Euro bereit. Für die restlichen 66 000 Euro »hoffen wir auf die Spendenbereitschaft der Gießener«, hielt Sylvia Paul vom Vorstand der Stiftung fest. Ihre Stiftung arbeitet mit Kinderherzzentren bundesweit zusammen, fördere vor allem »patientennahe Projekte« und unterstütze die Studie am Uniklinikum, da die Stiftung bereits in der Vergangenheit mit dem vor drei Jahren aus Tübingen nach Gießen gewechselten Apitz erfolgreich gearbeitet habe. »Wir wollen Innovation fördern und nicht Anschaffungen finanzieren, zu denen der Träger ohnehin verpflichtet ist.« In Kürze wird die Kinderkardiologie für die Studie je eine halbe Stelle für eine neue Kinderkrankenschwester und einen wissenschaftlichen Assistenten ausschreiben.
An der Studie werden auch Kinder mit Mukoviszidose teilnehmen, berichtete Dr. Lutz Nährlich, Oberarzt für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie am Klinikum. Mithilfe der Untersuchung durch einen Spiroergometer werde man in der Lage sein, »sichere Grenzen für die Belastbarkeit der jeweiligen Patienten zu finden«, hob er hervor.
Dankbar gegenüber der Stiftung äußerte sich auch Dr. Jürgen Bauer, stellvertretender Direktor der Kinderkardiologie. Kliniken selbst könnten immer seltener Studien dieser Art selbst finanzieren. Die Unterstützung durch Stiftungen und Interessengruppen sei »eine segensreiche Entwicklung«.
Samantha (in den Armen ihrer Mutter Natalie) leidet an Lungenhochdruck.
Eine neue Studie unter Leitung von Dr. Christian Apitz (2. v. l.) widmet sich dem Ziel,
Patienten individuell zu Bewegung anzuleiten.
Rechts Dr. Jürgen Bauer und Sylvia Paul. (Foto: Schepp)