Lungenhochdruck – die plötzliche Schwäche aus dem Nichts

Meist trifft es junge Frauen um die Dreissig:

Sie leiden ohne erkennbaren Auslöser unter Atemnot, Herzrasen, ständiger Erschöpfung.

Die Ärzte finden keine Ursache, raten zu besserer Lebensweise, Hormonkuren, mehr Bewegung. Oft vergeht viel Zeit, bis die richtige Diagnose gestellt wird: Lungenhochdruck.
Das ist tragisch, denn nur eine frühe Diagnose kann Spätschäden verhindern. Der primäre Lungenhochdruck ist selten, aber lebensgefährlich. Etwa 2000 bis 3000 Menschen leiden hierzulande daran, meist sind das junge Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Plötzlich und unerwartet erkranken sie, es gibt weder einen Auslöser noch eine klare Ursache. Ärzte nennen diese Form des Lungenhochdrucks idiopathische pulmonal-arterielle Hypertonie.
Als Begleiterscheinung kann der Lungenhochdruck auch bei Erkrankungen wie einer HIV-Infektion, Bindegewebserkrankung, einem Herzleiden, einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder einer Lungenthrombose auftreten. Diese Form nennen Ärzte sekundären Lungenhochdruck.

Unspezifische Beschwerden erschweren die Diagnose

Oft erkennen Ärzte die seltene Erkrankung zu spät. Zu rar sind die Fälle, die ihnen in der Klinik oder Praxis begegnen. Ausserdem äussert sich der Lungenhochdruck durch viele unspezifische Symptome, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können: Vorrangig ist das Luftnot. Sie tritt anfangs nur auf, wenn die Betroffenen sich belasten, später ist sie immer da. Ebenfalls häufig: Herzrasen, ständige Erschöpfung, Ohnmachtsanfälle und Blaufärbung der Lippen. Bevor Ärzte die Diagnose Lungenhochdruck stellen, müssen sie andere mögliche Erkrankungen wie zum Beispiel Asthma, COPD oder Herzklappenerkrankungen ausschliessen.
Auch gängige Untersuchungen wie das Elektrokardiogramm oder das Herzechokardiographie helfen nicht immer weiter. Beispiel Echokardiographie: Die Ärzte erkennen bei der Untersuchung zwar typische Zeichen einer Herzschwäche. Diese können aber auch auf Herzmuskel- und Herzklappenprobleme hinweisen. Entscheidend für die Diagnose ist die Katheter-Untersuchung des Herzens, vor allem der rechten Herzkammer. Mit ihr lassen sich die Blutflusswerte und vor allem einen erhöhten Druck in der Lungenarterie direkt messen.

Lungenhochdruck schädigt die rechte Herzkammer

Beim Lungenhochdruck ist der Blutdruck im Lungenkreislauf – auch kleiner Kreislauf genannt – krankhaft erhöht. Im kleinen Lungenkreislauf gelangt das mit Kohlendioxid angereicherte sauerstoffarme Blut von der rechten Herzkammer in die Lungenarterien. In den Lungenbläschen wird das Blut mit Sauerstoff anreichert, das Kohlendioxid wird abgegeben. Mit Sauerstoff angereichert fliesst das Blut zurück zur linken Herzkammer und von dort aus in den Körper.
Der erhöhte Druck in der Lungenarterie führt dazu, dass die Gefässe in der Lunge umgebaut werden, sie verdicken und verengen sich. Für die rechte Herzkammer hat das schlimme Folgen. Um weiterhin genügend Blut in die Lungenarterie zu pumpen, muss sie einen immer höheren Widerstand überwinden. Diese Mehrarbeit führt dazu, dass sich der Herzmuskel langfristig vergrössert. Irgendwann endet das in einer chronischen Herzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz). Das Herz pumpt immer weniger Blut in Richtung Lunge und versagt allmählich den Dienst.

Arzneien verlängern die Lebenserwartung

Noch vor knapp zehn Jahren konnten Ärzte Patienten mit primärem Lungenhochdruck kaum helfen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Betroffenen lag bei gut zweieinhalb Jahren, selbst wenn sie eine der äusserst selten durchgeführten Herz- und Lungentransplantation hinter sich gebracht hatten.
Seit wenigen Jahren gibt es verschiedene Medikamente. Die darin enthaltenen Wirkstoffe können den Lungenhochdruck zwar nicht heilen, die Patienten bekommen ihre Symptome aber mit nur wenigen Nebenwirkungen in den Griff. Einziger Haken: Bisher fehlen Langzeitergebnisse. Neben den Arzneimitteln ist es jedoch vor allem wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt wird.

[@uelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg]