Kurzatmigkeit ist oft das einzige Symptom

Bei unklarer Belastungsdyspnoe kann Lungenhochdruck die Ursache sein / Frühe Diagnose bessert die Prognose

Eine der grössten Schwierigkeiten und gleichzeitig die beste Voraussetzung für den Therapieerfolg bei Patienten mit Lungenhochdruck ist die frühzeitige Diagnose. Bei zwei Gruppen von Patienten ist es vor allem die zunehmende Belastungsdyspnoe, die alarmieren muss.
Ärztin beim Abhören der Lunge: Vor allem jüngere Frauen erkranken an idiopathischem Lungenhochdruck.

Da sind einerseits jüngere Patienten, bei denen häufig vorkommende Herz-Kreislauf- oder Lungenkrankheiten eher unwahrscheinlich ist. Stellen sich solche Patienten mit zunehmender Kurzatmigkeit und unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Brustschmerz, Schwindel oder Synkopen vor, kommt die primäre pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) als Differentialdiagnose in Betracht: Auch nach Erkrankungen, die für eine primäre PAH prädisponieren wie HIV-Infektion, Bindegewebskrankheiten und angeborene Herzfehler, muss dann gefahndet werden.

Andererseits sind Patienten mit Grunderkrankungen wie Linksherzinsuffizienz oder COPD gefährdet, zusätzlich an Lungenhochdruck zu erkranken. Kann Patienten mit Belastungsdyspnoe nicht durch die Behandlung der Grunderkrankung geholfen werden, so kann eine sekundäre pulmonale Hypertonie (PH) die Ursache sein.

WHO-Einteilung der klinischen Schweregrade bei pulmonal-arterieller Hypertonie (PAH)
  • NYHA-Stadium I –
    asymptomatische PAH:
    Keine Einschränkung der körperlichen Aktivität
  • NYHA-Stadium III –
    mittelschwere PAH:
    Einschränkung bei leichter körperlicher Aktivität, keine Dyspnoe in Ruhe
  • NYHA-Stadium II –
    leichte PAH:
    Einschränkung bei verstärkter körperlicher Aktivität durch Dyspnoe, Abgeschlagenheit oder Synkopen, keine Dyspnoe in Ruhe
  • NYHA-Stadium IV–
    schwere PAH:
    Jede Form der körperlichen Aktivität ist eingeschränkt, auch in Ruhe Dyspnoe und Abgeschlagenheit, drohendes Rechtsherzversagen
PAH-Patienten werden nach NYHA-Kriterien einem von vier Stadien zugeordnet.

In der weiterführenden Diagnostik kann das EKG erste Hinweise liefern: Zeichen der rechtsventrikulären Hypertrophie sind Studien zufolge aber nur bei etwa 55 Prozent der Patienten mit Lungenhochdruck vorhanden. Deshalb ist das EKG als Screening-Methode ungeeignet. An dieser Stelle sollte in das weitere diagnostische Vorgehen ein Fachkollege einbezogen werden.

Die Röntgenaufnahme des Thorax etwa zeigt bei 90 Prozent der Patienten mit Lungenhochdruck Veränderungen: Meist sind die zentralen Lungenarterien verbreitert. Mit Hilfe der transthorakalen Echokardiographie lässt sich – präziser als im EKG – die rechtsventrikuläre Hypertrophie darstellen und quantifizieren. Ausserdem kann in der Echokardiographie der systolische pulmonal-arterielle Druck abgeschätzt werden.

Erhärtet sich der Verdacht auf primären oder sekundären Lungenhochdruck, sollte der Patient zur Sicherung der Diagnose in ein spezialisiertes Zentrum zur Katheteruntersuchung des rechten Herzens überwiesen werden. Dort können Patienten auch den standardisierten Sechs-Minuten-Gehtest absolvieren, der sich als verlässlicher Prognose-Parameter erwiesen hat.

Er erlaubt die Einordnung in die klinische WHO-Klassifikation nach Kriterien der New York Heart Association (NYHA). In aktuellen Leitlinien wird die spezifische medikamentöse Therapie bei Patienten mit primärer PAH in den NYHA-Stadien III und IV empfohlen. (skh)

6-Minuten-Gehtest

Beim Sechs-Minuten-Gehtest wird die Distanz gemessen, die ein Patient in sechs Minuten auf ebener Strecke zurücklegen kann, ohne kurzatmig zu werden. Das Testergebnis korreliert mit dem Schweregrad der Dyspnoe, der Lungenfunktion und der subjektiv empfundenen Lebensqualität der Patienten. Liegt die Gehstrecke über 332 Meter, so ist nach Studiendaten eine durchschnittliche 3-Jahres-Überlebenschance von 90 Prozent anzunehmen.

[@uelle: Ärztezeitung]