Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Arzneimittel für Kinder:

42 Zulassungen in den letzten beiden Jahren

Um Arzneimittel für Kinder zur Verfügung zu stellen, genügt es nicht, ihre Dosierung von der für Erwachsene herunterzurechnen und vielleicht noch etwas Erdbeeraroma einzuarbeiten. Vielmehr müssen die Medikamente hinsichtlich der geeigneten Dosierung für jede Altersgruppe neu untersucht und ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit in eigenen Studien nachgewiesen werden.

Wie sich Arzneistoffe im Körper verteilen und wie sie verarbeitet werden, ist altersabhängig. Sie wandern ja keineswegs zielgerichtet zu der Stelle, an der sie wirken sollen, sondern verbreiten sich über den ganzen Körper – und sammeln sich beispielsweise im Fettgewebe an. Dieses macht aber bei Neugeborenen zwölf Prozent des Körpers aus, bei erwachsenen Männern 20 und bei Frauen 30 Prozent. Solche Wirkstoffe müssen deshalb bei Neugeborenen bezogen auf das Körpergewicht deutlich niedriger dosiert werden als bei Erwachsenen. Andere hingegen wirken erst in höherer Dosis.

Häufig ist auch noch die Entwicklung einer eigenen kindgerechten Darreichungsform oder einer speziellen Applikationshilfe (etwa eines Inhalators) erforderlich.

Anderseits sind die Möglichkeiten, die dafür erforderlichen Entwicklungskosten durch den Absatz der Medikamente wieder zu erwirtschaften, in der Regel gering. Denn viele Krankheiten, an denen Erwachsene leiden, treten glücklicherweise bei Kindern nur selten auf. Trotzdem engagieren sich die forschenden Arzneimittelhersteller dabei, bestehende Lücken in der „Kinderapotheke“ zu schliessen. Allein in den Jahren 2004 und 2005 wurden zusammen 43 Medikamente und Applikationshilfen für Kinder und Jugendliche zugelassen. Ihre Einsatzgebiete reichen von Neurodermitis über Epilepsie, Lungenhochdruck und viele andere Krankheiten bis hin zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei der Leukämietherapie.

Die neue europäische Verordnung zu Kinderarzneimitteln, die voraussichtlich 2007 in Kraft tritt, dürfte die Zahl für Minderjährige zugelassener Präparate in einigen Jahren wesentlich verbessern.

Arztneimittel für Kinder: Zur Sache

[@uelle: vfa]