Mit Flüssigsauerstoff die Rutschbahn runter
Neue Therapien ermöglichen Sauerstoffpatientinnen und -patienten ein fast normales Leben. Sie profitieren vor allem punkto Lebensqualität und Mobilität. Dank dem Flüssigsauerstoff aus dem Gerät der Lungenliga können Kinder sogar auf die Rutschbahn, wie das Beispiel des dreijährigen Cyril aus Horgen zeigt.
Kann dank Flüssigsauerstoff seinen Tatendrang ausleben: der dreijährige, lungenkranke Cyril.
Die Ursachen von Cyrils Krankheit (schwere pulmonal-arterielle Hypertonie) sind unbekannt. Doch seit einem Jahr bewältigt seine Lunge keine ausreichende Sauerstoffversorgung mehr. Das dreijährige Kind benötigt rund um die Uhr zusätzliches O², «therapeutischen Sauerstoff». Dank der modernen Medizin kann das Kind bei seinen Eltern zu Hause aufwachsen – und mit Gleichaltrigen auf dem Spielplatz herumtollen.
Konzentrator von der Lungenliga
Den zusätzlichen Sauerstoff bekommt Cyril vom Konzentrator, der in der Wohnung steht. Diese stationäre Apparatur filtert das O² aus der Umgebungsluft und gibt sie in konzentrierter Form an den Patienten weiter. Ein dünner Kunststoffschlauch verbindet den Konzentrator mit einer Nasensonde. Das Sauerstoffgerät liefert die Lungenliga; eine speziell ausgebildete Fachperson der Lungenliga instruiert Mutter und Kind in der Handhabung und begleitet die Therapie.
Kinderspiele dank Flüssigsauerstoff
Um die Sauerstoffaufnahme zu verbessern, muss Cyril alle vier Stunden – auch nachts – Medikamente inhalieren. Die Vorteile einer Sauerstoff-Heimtherapie (Langzeit-Sauerstoff-Heimtherapie, LTOT) lohnen sich aber: Das Aufwachsen in der Familie bedeutet für alle mehr Lebensqualität. Die Sauerstoffsonde, die er «Nasen-Velo» nennt, lässt sich an einen tragbaren, dreieinhalb Kilogramm schweren Behälter anschliessen. Dadurch gewinnt der kleine Patient einen beachtlichen Aktionsradius und kann mit seinen «Gschpänli» sogar auf der Rutschbahn mithalten. Da ein tragbarer Sauerstoffbehälter für acht Stunden reicht, lassen sich auch grössere Ausflüge planen. Für den Notfall wird ein Reserve-Behälter mitgenommen.
Akzeptanz verbessert Therapiechancen
In der Schweiz leiden viele, insbesondere auch ältere Menschen an einer Sauerstoff-Unterversorgung: Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten wie obstruktiver Bronchitis, Emphysemen, Staublungen oder Zystischer Fibrose. Aus Scham verbergen häufig Betroffene ihre Krankheit vor der Öffentlichkeit oder verzichten auf medizinisch notwendige Massnahmen. Ein offener Umgang der Gesellschaft mit Sauerstofftherapien würde dazu beitragen, dass alle Betroffenen möglichst normal leben – wie der kleine Cyril es vormacht.
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Dr. med. Rainer M. Kaelin,
Vizepräsident der Lungenliga Schweiz
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